Am Karfreitag erinnern sich Christen an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Die Kreuzigung war die grausamste Hinrichtungsart der damaligen Zeit. Die von Jesus von Nazareth ausgehende Bewegung konnte durch seinen gewaltsamen Tod nicht beendet werden, im Gegenteil, nach der Kreuzigung und der von den Jüngern bezeugten Auferstehung Christi an Ostern nahm das Christentum erst seinen Anfang.

Der Karfreitag steht zwar ganz im Zeichen der Trauer. Für Christen ist das Kreuz aber auch ein Zeichen des Heils, denn Karfreitag und Ostern gehören zusammen und sind aufeinander bezogen.

Im Leben und Sterben Jesu ist Gott selbst zur Welt gekommen. Das Kreuz steht für die Zuwendung Gottes zu den Ärmsten und Schwächsten, für das Mitleiden Gottes und für die Hoffnung auf Erlösung und Überwindung allen Leids und aller Trennung von Gott.

Die Darstellung der Kreuzigung Jesu, die hier zu sehen ist, ist Teil eines mittelalterlichen Flügelretabels in der Kirche in Rauschenberg. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert gegründet. Der Altaraufsatz hat große Ähnlichkeiten mit dem Wildunger Altar des Konrad von Soest aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Entstanden ist der Rauschenberger Altar um 1420/30. Wahrscheinlich gehören der Rauschenberger und der ihm sehr ähnliche Ahnaberger Altar im Landesmuseum Kassel zu einer eigenständigen hessischen Schule der Tafelmalerei, von der allerdings nur wenige Werke erhalten sind. Das heute unvollständige Altarbild, dem ein Mittelteil fehlt, zeigt in ungewöhnlicher Reihenfolge Szenen aus dem Leben Jesu.

Der Altar stand bis 1605 in der Kirche und wurde von Pfarrer Johannes Pistorius vor dem Bildersturm von Landgraf Moritz von Hessen gerettet, indem er ihn zersägte und versteckte. Nach dessen Tod kam der Altar wieder nach Rauschenberg zurück.

Genau im Mittelpunkt und bis an den oberen Bildrand reichend steht das Kreuz, wodurch das gesamte Bild in zwei Hälften geteilt wird. Das Haupt Christi ist zur Seite gesunken und aus den Wundmalen fließt Blut. Die vom Betrachter aus linke Gruppe zeigt uns Johannes, der zusammen mit einer Frau aus dem Umkreis Christi, Maria stützt. Zwei weitere Frauen blicken voller Trauer. In der rechten Gruppen sehen wir den Hauptmann in reicher pelzgefütterter Tracht, der unter dem Kreuz erkennt, were filius dei erat homin iste - jener Mensch war der wahre Sohn Gottes, und dies seinen Begleitern bekennt. Dahinter stehen zwei Männer, von denen der eine ein Gefäß mit Essig, der zweite auf einer Stange den Essigschwamm trägt. (Eine Beschreibung des Altars und der Kirche finden Sie in einem Faltblatt von Helmut Klingelhöfer, das in der Kirche ausliegt)

Foto: © Bildarchiv Foto Marburg / Horst Fenchel; Thomas Scheidt. "www.fotomarburg.de"