Schwabendorf und Wolfskaute
Gegründet wurde die Kolonie Schwabendorf 1687 aus 116 französischen Glaubensflüchtlingen. Diese unterschieden sich als waldensische und hugenottische, anfangs auch wallonische Flüchtlinge.
Nach langen Repressalien und Verfolgungen durch den französischen Staat und die römisch-katholische Kirche hatten sie nach der Aufhebung des Edikts von Fontaineblau 1685 das Land verlassen und waren - meist über lange Fußmärsche über die Schweiz - hierher gekommen und hatten von der Stadt Rauschenberg 1687 auf Geheiß des Landgrafen Karl das noch unbebaute Huteland „auf der Schwobe“, sowie Bauholz zur Ansiedlung erhalten.
Da die Flüchtlinge weithin der unteren Mittel- und Unterschicht angehört hatten und mühsamste Aufbauarbeit leisten mussten, kamen sie erst nach Jahren bitterer Armut allmählich zu bescheidenem Wohlstand.
Die Stallungen in der ehemaligen Pfarrscheune wurden zu einem kleinen Gemeinderaum umgebaut, in dem Kirchenvorstandssitzungen, Seniorennachmittage („Pfarrscheunen-Treff“), Konfirmandenunterricht, Passions- und Adventsandachten stattfinden.
Die kleine Siedlung WOLFSKAUTE, in 330 m Höhe gelegen, bereits 1251 als Hüttelendorf erwähnt, wurde 1699 von den Refugies neu besiedelt und galt als Hugenottenkolonie, wurde jedoch bald wie-der aufgegeben und dann von lutherischen Siedlern aus dem Gebiet des Klosters Haina bewohnt. Als eigener Ortsteil der Stadt Rauschenberg geführt hat Wolfskaute einen eigenen Ortsvorsteher. Kirchlich gehört es zu Schwabendorf.
Diese Geschichte wird vom „Arbeitskreis für Hugenotten- und Waldensergeschichte“ gepflegt, der die geschichtliche Entwicklung des Dorfes erforscht, nahezu sämtliche genealogischen Linien doku-mentiert und Beziehungen zu den Herkunftsorten der Refugiés geknüpft hat und das Dorfmuseum „Daniel Martin - Haus“ unterhält.
Die ältesten Spuren menschlichen Lebens in der Gemarkung Bracht reichen in die Zeit des Paläolithi-kum (Altsteinzeit, ca 1.000.000 bis 20.000 v. Chr.) und setzen sich in Mesolithikum (Mittelsteinzeit, ca 20.00 bis 5.000 v.Chr.) und Neolithikum (5.000 – 2.000 v.Chr) fort.
Aus der Jungsteinzeit ist eine Siedlung der Bandkeramiker ausgegraben worden, die belegt, dass dort Menschen sesshaft waren und Landwirtschaft betrieben.Der Name Bracht leitet sich vom althochdt. braht fe („glänzendes, silbriges Wasser“) her. Mehrere Bä-che, besonders das „Rote Wasser“, das im Burgwald nahe den Franzosenwiesen entspringt und sehr kaltes Wasser führt, laufen im Ort zusammen. Die heutige Siedlung ist mindestens seit karolingischer Zeit durchgehend bis heute besiedelt.
Das Christentum ist vermutlich 732 durch Bonifatius und seine Mitarbeiter nach Bracht gekommen. Der Weg von der Amöneburg zum Christenberg als den ersten Stützpunkten seiner Mission führte ihn wahrscheinlich über Bracht durch den Burgwald. Die älteste erhaltene urkundliche Ersterwähnung des Ortes Bracht entstammt dem Jahr 1241.
BRACHT-SIEDLUNG ist zwar keine eigenständige Siedlung, da sie kirchlich und politisch von Bracht aus betreut wird. Doch hat sie eine eigene Geschichte, die der Erwähnung verdient: Während des NS-Regimes wurde dort der Wald gerodet und ein Militärflugplatz eingerichtet, von dem aus Bomber zum Angriff Richtung Westen aufstiegen. Später fanden hier Heimatvertriebene aus Ungarn und Ostpreußen Raum zur Ansiedlung.
Die ehemals selbständigen Kirchengemeinden Schwabendorf und Bracht bilden seit 1985 ein Kirchspiel und sind seit 2010 zu einer Kirchengemeinde vereinigt. Da die Gemeindepfarrstelle auf 75 reduziert wurde, erhielt der Stelleninhaber einen Zusatzauftrag im Altenheim in Rauschenberg.
Passions- und Adventsandachten sind Mittwochs um 18.30 h in Schwabendorf (in der Pfarrscheune, Sommerseite 5) und um 19.30 in Bracht (Martin-Luther-Haus).
Kindergottesdienst wird in beiden Dörfern gehalten, z.Z monatlich samstags.
Frauenkreis und Spinnstube bieten Frauen Gelegenheit zum regelmäßigen Treffen, wöchentlich treffen sich dienstags die Vor- und Hauptkonfirmanden und in ca 6-wöchentlichem Abstand findet ein Gesprächsabend „über Gott und die Welt“ statt.
Beide Orte können sich an einer äußerst intensiven und guten Posaunenarbeit freuen: Unter den guten und engagierten Chorleitern Uwe Henkel und Karsten Dittmar spielen die Chöre geistliche und weltliche Musik auf beachtlichem Niveau. Ehrenamtliche Mitarbeiter leisten durch die Ausbildung und Integration von Jungbläsern in die Chorgemeinschaft gleichzeitig wertvolle Jugendarbeit.
Der jeweils aktuelle 3 monatliche Gemeindebrief ist in der homepage der Stadt Rauschenberg unter Aktuelles / Kirchliche Nachrichten einzusehen: www.rauschenberg.de